(zu) viele Medikamente

Oft nehmen geriatrische Patienten (zu) viele Medikamente, wofür es mehrere Ursachen gibt.

a) Patienten informieren neu konsultiere Ärzte nicht über alle Medikamente, die sie bereits einneh­men; der neue Arzt weiß also gar nicht, dass schon ein anderer Kollege ein solches oder ähnliches Medikament verordnet hat.

b) Jeder Arzt denkt beim Verordnen nur an sein Fachgebiet (viele Fachärzte = viele Medikamente). (vgl. „Diagnose(n) aus dem Internet“; „Behandeln von Krankheiten bei alten Menschen“)

c) Ärzte wollen durch Verschreiben eines Medikamentes ihr eigenes Gewissen beruhigen, ihr Honorar rechtfertigen oder ihr Können unter Beweis stellen. Ein Rezept zu schreiben macht auf Patient und Angehörige einen besseren Eindruck als zu sagen „dagegen kann man nichts machen“. Tatsache ist aber auch, dass Patienten oft mit der Erwartung zum Arzt gehen, ein Medikament verschrieben zu bekommen, das „alles heilen oder zumindest besser machen wird“.

d) Ein Rezept schreiben geht schneller, als dem alten Patient etwas ausführlich erklären zu müssen.

e) Im Rahmen der heute notwendigen „defensive medicine“ verschreiben Ärzte immer häufiger Medikamente, um sich rechtlich abzusichern, damit man ihnen nichts vorwerfen kann.

Es gibt Medikamente, die für einen Patient (lebens)wichtig sind und solche von denen man bloß erwartet, dass sie eine Verbesserung der Lebensqualität bringen. Dementsprechend ist sorgfältig abzuwägen, welche Medikamente unbedingt eingenommen werden sollen und auf welche der Patient verzichten kann, weil die Nebenwirkungen mehr Schaden anrichten können, als die Wirkungen Nutzen bringen. Besonders bei älteren Menschen sind ärztlich verordnete und tatsächlich geschluckte 20 bis 25 Tabletten pro Tag keine Seltenheit. Niemand hat aber wohl mehr Appetit, wenn der Magen gleich in der früh mit 7 oder 8 „Pulverln“ begrüßt wird.

Insbesondere alten Patienten muss man und soll man manchmal auch Unpopuläres („das kann man nicht reparieren“) sagen und sie lehren mit „normalen“, menschlichen Altersproblemen umzugehen. Das ist oft wirkungsvoller als manches zusätzliche Medikament zu schlucken, das bei gewissen Altersbeschwerden gar nicht helfen kann.

Tipp: Es „lohnt“ sich bei den Medikamenten vom Geriater „Ordnung machen“ zu lassen.

Sozialstaat, Krankenkassen und Geriatrie

Ärztliche Antworten auf Fragen, die das “Altern“ aufwirft, gibt Geriatrie – ein modernes Spezialfach der Medizin. Wo es Geriatrie aber nur als Zusatzfach, und keine eigenen Fachärzte für Geriatrie gibt, müssen Krankenkassen die zeitaufwendige geriatrische Tätigkeit auch nicht bezahlen. Man kann den billigeren Standpunkt vertreten, Geriatrie wäre im Honorar des Allgemeinmediziners oder des Facharztes inkludiert.

In den westlichen Sozialstaaten verlangen die demographischen Veränderungen aber nach Aktivitäten von Politik und Staat. Nach dem selben Prinzip wie Kommissionen etabliert werden, um einerseits Zeit zu gewinnen und andererseits fachlich fundierte Entscheidungsgrundlagen zu bekommen, so ging man auch an die Lösung des Problems der alternden Bevölkerung heran, anstatt notwendige grundlegend neue Denkan­sätze zu verfolgen, von denen die Betroffenen profitieren.

Es wurden Abteilungen mit der Bezeichnung Akutgeriatrie geschaffen, um vorerst zumindest im stationären Bereich Kostenersatz durch Krankenversicherungsträger zu bekommen. Das ist aber keine befriedigende Lösung für die Alten. Erstens müssen alte Menschen von zuhause weggebracht werden, um (für sie kostenlos) in den Genuss geriatrischer Behandlung zu kommen. Und zweitens sind derartige Abteilungen für Akutgeriatrie in Wahrheit nicht viel anders als Interne Abteilungen, wo betagte Patienten mit denselben Untersuchungen belastet werden wie in jedem anderen Aktuspital. (vgl. Spital „ja“ oder „nein“)

Anstatt die wahren Bedürfnisse der immer mehr werdenden alten und hochbetagten Menschen zu befriedigen – nämlich leistbare Versorgung, Betreuung und Pflege unter gleichzeitiger Anwendung von vernüftiger Geriatrie zu bieten, ob in den eigenen vier Wänden oder in angemessenen Institutionen – werden auch weiterhin Stationen für Akutgeriatrie eröffnet und gebaut. Damit werden noch mehr Ressourcen in High-Tech-Medizin investiert anstatt diese Gelder den Menschen zugute kommen zu lassen, die infolge unheilbarer Altersveränderungen (Altersschwäche, schmerzhafter Veränderungen des Stütz- und Bewegungsapparates, Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen oder Demenz) auf geriatrische „Rund-um-Versorgung“ angewiesen sind, sich diese aber nicht leisten können. Um bloß Flüssigkeit in Form von Infusionen zugeführt zu bekommen – was natürlich auch zuhause möglich wäre und in jedem Pflegeheim durchzuführen ist – wird der Alte Mensch mit Rettung oder Krankentransport in ein Spital oder vielleicht auf eine Akutgeriatrie gebracht. Er wird also, weil er einfach zu wenig getrunken hat, aus seiner gewohnten Umgebung gerissen und einmal mehr bricht die Medizinmaschinerie und der teuere Spitalsalltag auf den alten Menschen herein.

So wie Finanzmanager sich nicht nach den vielen Menschen umsehen, denen es finanziell schlecht geht, sondern eben diese mit „wissenschaftlich erforschten Finanzinstrumenten“ durch die hinlänglich bekannte weltweite Finanzkrise noch ärmer machen, so lassen ÄrztInnen die vielen Alten und Kranken unbeachtet, weil für sie nur Forschung, Statistiken, der Einsatz von „EBM = evidence based medicine“ und ihre Karriere zählt.

All das unterstützt die Politik, indem man das Tabuthema „Sterben und Tod“ – das natürliche Ende menschlichen Lebens – eben so wenig diskutiert wie man die „Schlussetappe“ im Leben eines Menschen ansprechen oder gar beleuchten möchte. Es scheint oportuner, sich dem allgemeinen Wegsehen von der Realität anzuschließen und sich selbst, wie auch der Gesellschaft vorzumachen, dass es richtig sei in (geriatrische) Forschung zu investieren und damit auf jenen Durchbruch hoffen zu können, der uns das leidige Thema „Sterben und Tod“ abnimmt. Wir geben uns lieber hin, über Alzheimer, Schlaganfall, tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc. nur zu forschen, als der Realität ins Auge zu blicken und diese „Alterskrankheiten“ als gegeben hinzunehmen, endlich die Weichen dafür richtig zu stellen und den Alten und Kranken zu helfen, mit Ihren Krankheiten zu leben oder – wegen dieser und mit diesen – auch sterben zu dürfen.

Wenn es nicht aufhört unangenehm zu sein die Tatsachen einzusehen und anzuerkennen, dass Alter auch Krankheit und Leid mit sich bringt und dass menschliches Leben endlich ist, wird unsere Gesellschaft nicht fähig sein wirkliche Antworten auf die bereits brennenden Fragen zu finden.

Ein Patientenverfügungsgesetz zu haben, das niemand (weder Ärzte noch Betroffene) kennt und das keine Rahmenbedingungen für Ärzte hat, zwingt Ärzte zu defensive medicine um sich vor Kollegen, vor Schadenersatz fordernden Anwälten und vor Richtern zu schützen.

Anstatt unsere Pflicht zu erfüllen, den immer mehr werdenden alternden Menschen zu geben, was sie tatsächlich brauchen – nämlich ihre Altersbeschwerden zu lindern, sie außerhalb von Spitälern geriatrisch zu begleiten und wenn es so weit ist, sie auch zuhause – abseits der Annonymität in Institutionen – sterben zu lassen, schieben wir die jetzt notwendige Hilfe auf die lange Bank.

Unsere heute Alten gehören nicht den Generationen der Technokratie, der alles belegenden Statistiken und des Internets an. Sie können nicht durch „Evidence based medicine“ beruhigt, vertröstet oder getäuscht werden. Ihr Zustand und ihr Leid ist realistisch und nicht virtuell. In ihrer Situation haben sie auch gar nichts von statistischen Zahlen und wissenschaftlichen Studien, schönen Worten oder netten Broschüren. Sie spüren und wissen, dass sie keine Zeit haben darauf zu warten, bis man ihnen erklärt, dass es sich bei der akutgeriatrischen Forschung leider um eine ebenso falsche Investition gehandelt hat wie die „Geldschöpfungstheorien“ unrichtig waren, die zur Finanzkrise geführt haben, aber ab jetzt wird alles anders und besser gemacht werden …

Tipp: Anstatt zu diskutieren ob Sterbehilfe zu legalisieren sei, sollten Medien, Politik und die Gesellschaft es wertschätzen, wenn Hausärzte bereit sind, Zeit zu investieren und die Verantwortung auf sich zu nehmen, den alten Mensch in seiner eigenen Wohnung mit der für seine Situation notwendigen medizinischen Therapie und mit ausreichender Schmerztherapie zu versorgen und es ihm ermöglichen – wenn er sich das wünscht – auch in seinem Zuhause sterben zu dürfen.

sich auf den Arztbesuch vorbereiten

Es ist empfehlenswert, sich auf den Besuch beim Geriater vorzubereiten. Man sollte sich schon zuhause, nicht erst im Wartezimmer oder vor dem Arzt überlegen, was man vorbringen möchte. Besser noch ist es, man schreibt sich daheim schon alles auf und bringt die Liste dann mit zum Arzt. Medikamente, Verordnungen, Heilbehelfe und Überweisungen, die man auf Kassenkasse haben will, Fragen zur weiteren Einnahme oder zum Absetzen des einen oder anderen Medikaments, gesund­heitliche Veränderungen die stören, schmerzen, beunruhigen, oder zu welchen man Erklärungen wünscht, betreuungstechnische Fragen, Kur- und Pflegegeldantrag usw.

Wie weit auch „googeln“ unter „sich vorbereiten“ fällt, entscheidet der Patient.

Möchte sich jemand mit dem Arzt über ein (nicht sein) medizinisches Problem unterhalten, sein eigenes Wissen oder das Wissen des Arztes checken, dann ist vorausgehende Internetrecherche wichtig. Dann aber ist er auch kein Patient mehr im bislang geläufigen Sinn des Begriffes.

Deshalb sollte er auch abklären, ob der Arzt zu einer derartigen Unterhaltung (auf Krankenschein) bereit ist, und ob der Arzt auch die dafür erforderliche Zeit zur Verfügung hat. Weiters sollte man sich in solch einem Fall bewusst sein, dass stillschweigend von vornherein vereinbart ist, dass sich der „Interviewer“ mit unverbindlichen medizinischen Aussagen begnügt. Schließlich zeigt eine derartige Diskussion, dass nüchterne Statistiken gegenüber ärztlichem Rat bevorzugt werden. Weil hier also andere „Spielregeln“ vorliegen, ist auch für den Arzt „defensive medicine“ vorrangig, mit all dem was dazu gehört.

Wer vom Arzt „nur“ Aufklärung erwartet, weil er sich vorbehält, als mündiger Patient dann selbst zu gunsten dieser Therapie oder jener medizinischen Maßnahme zu entscheiden, der gibt auch die eben genannten Spielregeln vor. Auch in diesem Fall ist Internetsuche empfehlenswert.

Wer jedoch krankheitshalber einen Arzt konsultiert, der erwartet einen kompetenten, eindeutigen und menschlichen Rat zur Lösung seines medizinischen Problems. Alle 3 Erwartungen stehen aber im Gegensatz zu dem, was man aus dem Internet bekommen kann.

Ob und wann Informationen aus dem Internet für den bestimmten Gesundheitszustand eines gewissen Patienten kompetent sind, kann der Laie selbst kaum beurteilen. Ähnlich verhält es sich auch mit der Eindeutigkeit. Es macht einen Unterschied, ob im Internet alle möglichen Eventualitäten zu beleuchten sind, oder ob ein Arzt aufgrund seiner Erfahrung und dem Bild das ihm der Patient bietet, schon von vornherein seinen Fokus auf die eine oder andere Möglichkeit richtet. Und dass schließlich – selbst eine interaktive – Website nicht mit der zwischenmenschlichen Beziehung Arzt-Patient vergleichbar ist, braucht auch nicht lange erklärt zu werden.

Unterschiedliche Standpunkte zu medizinischen Themen: Es kommt vor, dass „mündige“ Patienten ihrem Arzt einen Standpunkt „entgegenhalten“, den sie irgendwo aufgeschnappt haben. Sie tun das entweder, um vom Arzt auch diesen Aspekt erläutert zu erhalten, den sie in Wahrheit nicht ganz verstanden haben, oder um sicher zu gehen, dass der Arzt nichts ‚übersieht’, oder aber um sich vom Arzt bestätigen zu lassen, dass man auch selbst die richtige Antwort gefunden hat. So artet dieses Patient-Arzt-Gespräch in ein Frage- und Antwortspiel aus, das genau das Gegenteil dessen bewirkt, was der Patient erwartete als er krankheitshalber seinen Arzt aufsuchte – nämlich Kompetenz, Eindeutigkeit und menschliche Beziehung (vgl. „EBM“; „was im Kopf des Arztes vorgeht“).

Tipp: Fragen Sie sich ehrlich, was Sie beim Arztbesuch erreichen wollen. Brauchen Sie seinen ärzt­lichen Rat der sich auf Wissen und Erfahrung stützt, oder wollen Sie Ihre eigenen medizinischen Kenntnisse erweitern?

Beratung – Behandlung

Neben konventioneller ärztlicher Behandlung hat auch Beratung ihren Platz in der Geriatrie. Bereits mit Ausscheiden aus dem Arbeitsprozess kann geriatrische Beratung helfen. Ob bei der Suche nach neuen Aufgaben, oder durch stärken des Selbstwertgefühls, wenn man nun weniger „gebraucht“ wird etc. Geriatrische Beratung kann auch für rechtliche Belange (Patientenverfügung, Sachwalterschaft, Vorsorgevollmacht) nützlich sein; vor Testamentserstellung sollte der alte Mensch berücksichtigen, dass er in weiterer Folge noch beachtliche finanzielle Mittel für die eigene Versorgung als Pflegefall benötigen kann. Geriatrische Beratung hilft beim Verarbeiten des eigenen Alterns; begleitet schmerzhafte Verän­derungen (Stütz- und Bewegungsapparat) nicht nur mit Schmerzmitteln; gibt seelischen Beistand bei Sterben und Tod geliebter Menschen. Und nicht zuletzt wird in Gesprächen erklärt was medizinisch möglich wäre, was nötig ist und zugleich wird beachtet was (für Familie und für Pflegende) zumutbar ist. Von Geriatern wird man nicht hören „dann müssen Sie sich für ihre Eltern eben Zeit nehmen“. Geriater schützen Angehörige von Pflegefällen vor quälenden Selbstvorwürfen, anstatt ihnen ein schlechtes Gewissen zu verursachen.

Der Getriater berät, betreut und behandelt den geriatrischen Patient aber auch dessen Angehörige gleichermaßen. Deshalb können sich dieselben Beschreibungen über geriatrisches Wirken sowohl im Bereich ‚Patient’ wie auch im Bereich ‚Angehörige’ finden. Trotzdem ist es nicht immer richtig, wenn Angehörige glauben einfach auf sich umlegen zu können, was der Doktor zum Patient gesagt hat. Dabei wird vom Laien übersehen, dass geriatrische Ursachen beim Patient andere Probleme auslösen können als beim Angehörigen. Dementsprechend geht der Geriater individuell auf die Probleme ein. Die geriatrischen Bereiche ‚Patient’ und ‚Angehörige’ überschneiden einander, beeinflussen sich gegenseitig, aber jeder braucht seinen eigenen (weil oft auch anderen) Zugang.

Fragen und Forderungen an die Medizin verlangen zurecht nach ärztlichen Antworten und Erklärungen. Dennoch muss man manche gesundheitliche Änderung so hinnehmen, wie sie kommt. Während Patienten oft zu hören bekommen „was wollen Sie denn, Sie sind ja schon alt“, lernt der Patient beim Geriater wie mit menschlichen Problemen des Alter(n)s umzugehen ist. Das beginnt bei der Akzeptanz von Unverän­derlichem und setzt sich darin fort, keine unrealistische Hoffnung in die „Allmacht der Medizin“ zu setzen. Beides fällt unter geriatrische Beratung und ist oft wirksamer als (noch mehr) Tabletten zu schlucken.

Nicht selten finden alte Menschen Ruhe, sind weniger „lästig“ und laufen nicht mehr von einem Arzt zum anderen, werden man ihnen ungeschönt aber aufrichtig erklärt, dass gewisse Veränderungen im Laufe des Lebens entstanden sind und von niemandem mehr rückgängig gemacht werden können. In derartigen Fällen hat sich auch gezeigt, dass Patienten oft weniger Schmerzmittel brauchen.

Auch wenn bei jemandem nach der Pensionierung das Gefühl aufkommt, von niemandem mehr gebraucht zu werden, können einige beratende Gespräche wohl mehr helfen und weniger schaden als Anti­depressiva zu schlucken. Aber solche Gespräche verlangen nach Erfahrung und kosten unvergleichlich mehr Zeit als aufzuwenden ist, um ein Rezept auszustellen.

Der Geriater weist mit seiner Beratung auch den richtigen Weg durch die vielfältig gewordene Medizin. Ohne Fachärzte beurteilen, ersetzen oder gar jemanden kontrollieren zu wollen, koordiniert und erläutert der Geriater die Vorschläge anderer Ärzte. Auch das ist Beratung und nicht ärztliche Behandlung.

Tipp: Konsultieren Sie also Geriater schon vor Ihrer Pensionierung und lassen Sie sich solange helfen, bis Sie auch seelisch großteils verarbeitet haben, was der Verstorbene Ihrer Elterngeneration bei Ihnen zurückgelassen hat.

,Geriatrie’ oder ‚behandeln von Krankheiten bei alten Menschen’

Auch heute ist die aus 1990 stammende Aussage des Internisten Univ. Prof. Hofrat Dr. Anton Neumayr aktuell: „Noch immer besteht ja der Trugschluss, die Geriatrie sei eine Subdisziplin der Inneren Medizin. Dies ist ebenso wenig richtig, wie sich die Geriatrie als Teilgebiet eines anderen Spezialfaches wie etwa der Neuropsychiatrie oder der Chirurgie verstehen kann.“ (Forum dr. med 7/90)

Multimorbidität bedeutet, dass bei einer Person mehrere Krankheiten gleichzeitig bestehen. Bei geriatrischen Patienten liegt nämlich ganz selten nur e i n e Krankheit vor, die zu einem bestimmten Facharzt gehört. Aber nicht nur Multimorbidität prägt das Krankheitsbild des geriatrischen Patienten. Sonst bräuchte es ja nur der Therapie mehrerer Fachärzte (für die in ihr Fachgebiet fallende Krankheit).

Vielleicht nicht die klinische Geriatrie aber mit Sicherheit beinhaltet praktische Geriatrie neben der rein medizinischen Behandlung eines fassbaren pathologischen, organischen Substrats auch das Differenzieren der verschiedenen anderen Ursachen für „Zustandsbilder“ der alten Menschen. Praktiker unter den Geriatern kennen das Zusammenspiel der Ursachen und besitzen die Kompetenz an den unterschiedlichen Ansatzpunkten helfend eingreifen zu können. (vgl. Beratung)

Gleichzeitig behandeln Geriater ihre Patienten über die wichtige „Umwegrentabilität“, indem sie auch Angehörigen helfen. Dem geriatrischen Patient gibt es Kraft und es tut ihm gut, wenn ihm seine Angehörigen stressfrei begegnen. Der Betagte spürt, seiner Familie nicht zur Last zu fallen.

Tipp: anstatt den geriatrischen Patient von einem Facharzt zum anderen zu bringen ist es sinnvoller, einen Geriater zu konsultieren, der bereit ist ältere Menschen auch außerhalb von Spital oder Pflegeheim zu behandeln.